Ein Konzept für die AEVO Prüfung erstellen.

... THEMENWAHL

... LERNZIELBESTIMMUNG

... DIDAKTISCHE ANALYSE

... LERNBEREICHE & LERNTYPEN

... MOTIVATION DES AZUBIS

... SCHLÜSSELQUALIFIKATIONEN

... AUSBILDUNGSMETHODEN

Wie ist das Konzept aufgebaut?

Der praktische Prüfungsteil in der AEVO Prüfung besteht aus einer Präsentation oder praktischen Durchführung einer berufstypischen Ausbildungssituation und einem sich anschließenden Fachgespräch. Kurzum, die Prüfung dauert insgesamt höchstens 30 Minuten. Weiterhin erstellen Sie als als Prüfling in der Regel ein Konzept für die Präsentation oder die praktische Durchführung, welches bei der zuständigen Stelle (IHK, HWK) eingereicht wird.

Jede Kammer (IHK/HWK) informiert die Prüflinge, wie das Konzept entsprechend aufgebaut sein soll. Demzufolge findet man auf den jeweiligen Webseiten der Kammern entsprechende Hinweise als PDF zum downloaden. Leider sind die Hinweise über die Konzepterstellung nicht einheitlich und von Bundesland zu Bundesland und auch von Kammer zu Kammer unterschiedlich. Kurzum, informieren Sie sich bitte bei Ihrer zuständigen Kammer über die Hinweise zur Konzepterstellung und auch über die Prüfungsbedingungen vor Ort.

Beispiel: Inhaltsverzeichnis für das Konzept einer Präsentation

  • Name des Ausbilders und Ausbildungsort
  • „Hiermit bestätige ich, diese Präsentation selbst erstellt zu haben.“
  • Thema (Was soll der Auszubildende lernen?)
  • Lernziele (Richtlernziel, Groblernziel, Feinlernziel)
  • Lernzielbereiche (kognitiv, affektives, psychomotorisch)
  • Der/Die Auszubildende (Schulabschluss, Vorkenntnisse, Lehrjahr, Verhalten)
  • Ausbildungsmittel (Checklisten, Fachbücher, PC, Materialien)
  • Motivation (Nutzen, Anwendung in der Praxis)
  • Durchführung (Zeit, Inhalt, Methode, Medien, Begründung)

Beispiel: Inhaltsverzeichnis für das Konzept einer Praktischen Durchführung

  • Name des Ausbilders und Ausbildungsort
  • „Hiermit bestätige ich, diese Präsentation selbst erstellt zu haben.“
  • Thema (Was soll der Auszubildende lernen?)
  • Didaktische Überlegung (Azubi, Ort, Zeit, Dauer, Arbeitsmittel, Arbeitssicherheit)
  • Didaktische Analyse (Lernzielkategorien, Lernbereiche, Kompetenzen)
  • Methodische Überlegungen (Lernverfahren, Methoden, Begründung)
  • Ablauf der Unterweisung (z. B. 4-Stufen-Methode oder Lehrgespräch)
  • Lernerfolgskontrolle (optisch, mündlich, schriftlich)

Wie finde ich ein Thema für meine praktische AEVO Prüfung?

Die Ausbildereignungsverordnung (AEVO) gibt lediglich folgenden Wortlaut vor: „Hierfür wählt der Prüfungsteilnehmer eine berufstypische Ausbildungssituation aus“. Eine „Ausbildungssituation“ ist eine Situation in einem betrieblichen Kontext, die im Prozess der Dienstleistung oder der Produktion steht und gleichzeitig ausbildenden Charakter aufweist. 


Themenbeispiele für eine praktische Durchführung

  • Kontrolle eines Lieferscheins / Fachlagerist
  • Ausfüllen einer SEPA-Überweisung / Bankkaufmann
  • Festplattenwechsel beim Laptop / Informatikkaufmann
  • Aufnahme einer Unfallanzeige / Versicherungskaufmann
  • Sachliche Rechnungsprüfung / Industriekaufmann
  • Geschenke für Kunden einpacken / Verkäufer
  • Bauteile, z. B. Zylinder, messen / Industriemechaniker
  • Tournieren von Gemüse / Koch
  • Servietten falten (Bischofsmütze) / Fachkraft im Gastgewerbe
  • pH-Wert-Messung / Chemielaborant
  • Wareneingangskontrolle / Kaufmann im Einzelhandel
  • Bestimmen von Dichte für Frostschutz / KFZ-Mechatroniker
  • Eindecken eines Tisches für Gäste / Fachmann Systemgastronomie
  • Mit Sicherheitsmesser Karton schneiden / Fachkraft für KEP
  • Anwendung eines Messschiebers / Fertigungsmechaniker
  • Wechseln eines Hobeleisens / Tischler
  • Elektrischen Schutzstecker montieren / Elektroniker
  • Pflanzliche Stecklinge schneiden / Gärtner


Themenbeispiele für eine Präsentation

  • Mitwirkung an der Ausbildungsplanung (Tag, Woche, Monat)
  • Leitfaden für ein Kritikgespräch mit einem Azubi
  • Projektmitarbeit zur Erstellung eines Beurteilungssystems für Azubis
  • Vorbereitung eines Beurteilungsgesprächs mit dem Azubi
  • Erstellung der Einarbeitungsplanung für die Probezeit des Azubis
  • Leitfaden für ein Konfliktgespräch mit einem Azubi

Lernzielbestimmung für Ihre Ausbildungssituation

Zu jedem Beruf im dualen System gibt es eine staatlich anerkannte Ausbildungsordnung, worin der Ausbildungsrahmenplan (sachliche und zeitliche Gliederung) enthalten ist. Folglich werden die Richtlernziele und Groblernziele in den Ausbildungsordnungen der Ausbildungsberufe unter Abschnitt A – Sachliche Gliederung aufgeführt. Zudem werden im Abschnitt B – Zeitliche Gliederung die einzelnen Ausbildungsjahre und Ausbildungsabschnitte aufgeführt.


Hier ein Beispiel:

Ausbildungsberufsbild: Personaldienstleistungskaufmann/-kauffrau
Richtlernziel: Personalsachbearbeitung (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 2.4)
Groblernziel: Personalakten führen (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 2.4b)

Allerdings tauchen Feinlernziele in den Ausbildungsordnungen nicht auf und müssen von den Richt- und Groblernzielen abgeleitet (operationalisiert) werden. Das bedeutet, die exakte Beschreibung des Lernziels mit allen Einzelheiten und Überprüfbarkeit der Ergebnisse.


Hier ein Beispiel:

Feinlernziel: Die Auszubildende soll innerhalb von 15 Minuten selbstständig und fachlich richtig die notwendigen Unterlagen zur Einstellung eines neuen Mitarbeiters kennen und eine Personalakte sachlich richtig anlegen können. Besonderes Augenmerk ist hierbei darauf zu richten, dass alle erforderlichen Unterlagen für die Führung des Arbeitverhältnisses vorhanden sind.

Im Folgenden suchen Sie sich bitte aus der Ausbildungsordnung des selbst gewählten Berufes ein passendes Richtlernziel und ein dazugehöriges Groblernziel. Anschließend formulieren Sie ein entsprechendes Feinlernziel.


Prüfen Sie nun, ob Ihr selbst erstelltes Feinlernziel folgende Soll-Kriterien erfüllt:

  • Die Handlung ist durch den Auszubildenden selbstständig durchführbar.
  • Der Hinweis auf die sachliche und fachliche Richtigkeit ist vorhanden.
  • Für die Handlung ist ein konkreter Anfangs- und ein Endzeitpunkt festgelegt.

Welche Lernbereiche werden definiert?

Unter dem Strich wird von einem didaktisch kompetenten Ausbilder viel vorausgesetzt. Einerseits muss er die Inhalte selbst verinnerlicht haben. Demzufolge ist hier das “Was” gefragt. Andererseits sollte er dieses Wissen auch seinen Auszubildenden vermitteln können. Dadurch rückt das „Wie“ in den Mittelpunkt.

Kognitiver Lernbereich = Wissen des Azubis
Beispielsweise kann ihr Azubi etwas formulieren, nennen, beschreiben, erläutern, definieren, schildern, zusammenfassen, einordnen, unterscheiden, anordnen, beurteilen, überprüfen, ermitteln, vergleichen, gewichten, herausfinden, untersuchen, prüfen, testen, begründen.

Psychomotorischer Lernbereich = Handeln des Azubis
Hierdurch kann ihr Azubi etwas anwenden, trainieren, verbessern, gestalten, ausdrücken, handeln, erweitern, erfahren, fördern, entwickeln, spielen, bewegen, erproben, üben.

Affektiver Lernbereich = Einstellungen des Azubis
Dementsprechend kann ihr Azubi etwas beachten, berücksichtigen, beherzigen, befolgen, akzeptieren, gelten lassen, tolerieren, zulassen, anerkennen, richtig einschätzen, würdigen, richtig einstufen, prüfen. 

Welche Lerntypen muss ich berücksichtigen?

Die Einteilung von Lernen nach Lerntypen aufgrund ihrer bevorzugten Lernaktivität wurde von Frederic Vester in seinem Buch “Denken, Lernen, Vergessen” propagiert. Demnach kann die Lerneffektivität gesteigert werden. Aber wie? Kurzum, indem der jeweils richtige Wahrnehmungskanal (visueller, auditiver, haptischer, kognitiver) angesprochen wird.

Unter dem Strich gibt vier verschiedene Lerntypen, die uns in der Praxis meist als Mischtypen begegnen. Je unterschiedlicher also ein Stoff vermittelt wird, umso vielfältiger sind die Möglichkeiten des Erinnerns und Behaltens bei unseren Azubis.

Wie kann ich die Motivation des Azubis stärken?

Wenn beispielsweise die Freude an der Arbeit, das Streben, neues Wissen und Können zu erwerben und etwas zu leisten an erster Stelle stehen, so spricht man von intrinsischer Motivation.

  • Nehmen Sie Fragen Ihres Auszubildenden als Zeichen des Interesses ernst?
  • Lassen Sie auch die Meinung Ihres Auszubildenden gelten?
  • Entwickeln Ihre Auszubildenden Projektaufgaben selbstständig?
  • Lassen Sie Arbeiten eigenverantwortlich durch den Azubi ausführen?

Liegt im Gegensatz dazu der Ansporn mehr im Streben nach Belohnung – z. B. gute Noten, Anerkennung durch andere, höhere Bezahlung –, so spricht man von extrinsischer Motivation.

  • Setzen Sie Ihren Azubis von vornherein klare Ziele und teilen sie ihm diese mit?
  • Gehen Sie Schritt für Schritt vor, sodass der Auszubildende folgen kann?
  • Erläutern Sie den praktischen Nutzen und die Bedeutung der Aufgabe für die Zukunft?
  • Ermutigen Sie Ihren Auszubildenden: „ Das schaffst du schon“?

Welche Schlüsselqualifikationen wollen Sie fördern? 

Fachwissen allein reicht heute nicht mehr aus. Schließlich sind Teamfähigkeit, Belastbarkeit und der Umgang mit Medien wichtige Schlüsselqualifikationen im Beruf. Schlüsselqualifikationen sind beispielsweise soziale Kompetenzen, Methodenkompetenzen und personelle Kompetenzen. Auf jeden Fall ermöglichen sie den kompetenten Umgang mit fachlichem Wissen. Möchte ein Industriekaufmann zum Beispiel Buchungssätze bilden und einfache Geschäftsvorfälle buchen, benötigt er dazu Schlüsselqualifikationen. Deshalb brauch er zum Beispiel logisches Denkvermögen (Methodenkompetenz) und eine sorgfältige Arbeitsweise (Selbstkompetenz).

Welche Methode wollen Sie anwenden?

Methoden sind Wege zum Ziel. Hierdurch werden dem Azubi die Fertigkeiten auf unterschiedlichste Art und Weise vermittelt. Schließlich macht es Sinn, die Ausbildung abwechslungsreich zu gestalteten. Warum? Weil die Azubis dann auch mehr Interesse zeigen. Deshalb sollte der Ausbilder seinen “Methodenkoffer” gut gepackt haben. Im Folgenden sind 12 Methoden aufgelistet, die im Ausbildungsalltag zum Einsatz kommen können.

    • Vier Stufen Methode
    • Kurzvortrag
    • Einarbeitungsmethode
    • Demonstration
    • Fallmethode
    • Gruppenarbeit
    • Moderation
    • Anleitung bei Bedarf
    • Anleitung über Arbeitsblätter
    • Projektmethode
    • Lehrgespräch 
    • Rollenspiel

Ablauf der Vier-Stufen-Methode in der AEVO Prüfung

Erste Stufe: Vorbereitung

Zeit: ca. 3 Minuten

Aktionen: Der Ausbilder legt die Arbeitsmaterialien bereit, begrüßt den Azubi, schafft eine angenehme Atmosphäre, nennt das Thema, das Lernziel, fragt nach Vorkenntnissen und zeigt den Nutzen auf. Der Auszubildende hört zu und beantwortet ggf. Fragen. Anfangs ist es neben einer Begrüßung wichtig, den Azubi „gedanklich“ abzuholen und ihn für die bevorstehende Aufgabe zu begeistern. Überdies fühlt sich der Azubi sicherer, wenn er weiß, was jetzt auf ihn zukommt. Deshalb erläutert der Ausbilder am besten grob, was er mit dem Azubi vorhat.

Methodik: Kurzvortrag, evtl. Lehrgespräch

Ausbildungsmittel: Werkzeuge, Skizzen, Messmittel, Stift und Papier, etc.

Begründung: Herstellen einer guten Lernatmosphäre, Motivation durch Interesse wecken, Anknüpfen an Vorerfahrungen, Nutzen aufzeigen: Was kann der Azubi nach der Unterweisung selbstständig und ohne jegliche Hilfe?

Zweite Stufe: Vormachen

Zeit: ca. 4 Minuten

Aktionen: Der Ausbilder führt den Vorgang schrittweise vor, erklärt und begründet die Vorgehensweise, wiederholt evtl. den Vorgang und motiviert zum Nachmachen. Der Auszubildende beobachtet, hört zu, stellt Fragen und beantwortet Fragen, die der Ausbilder gerade stellt. Manche Azubis sind motorisch kaum zu bremsen und wollen sofort mitmachen. Andere Azubis sind von Hause aus sehr neugierig und stellen super viele Fragen. Auf jeden Fall ist der Ausbilder hier gefordert mit den unterschiedlichen Menschentypen situationsgerecht umzugehen.

Methodik: Demonstration

Ausbildungsmittel: Werkzeuge, Skizzen, Messmittel, Stift und Papier, etc.

Begründung: Auf jeden Fall soll der Auszubildende genau beobachten (visueller Lernkanal) und aufmerksam zuhören (auditiver Lernkanal). Dabei gibt der Ausbilder die Möglichkeit zum Nachfragen (kommunikativer Lernkanal) und ggf. dem Azubi schon etwas in die Hand zum begutachten (motorischer Lernkanal). Das Lernen am Modell von Albert Bandura oder auch Nachahmungslernen oder Beobachtungslernen genannt, kommt hier zur Anwendung. Also heißt es für den Ausbilder, aufpassen. Schließlich soll der Azubi all das Nachmachen, was der Ausbilder vormacht. Dazu zählen auch die Fehler!

Dritte Stufe: Nachmachen

Zeit: ca. 4 Minuten

Aktionen: Der Auszubildende führt die zuvor gezeigten Arbeitsschritte selbstständig aus, erklärt und begründet seine Vorgehensweise. Der Ausbilder beobachtet, lobt, hört zu, greift bei Gefahr ein, korrigiert bei Fehlverhalten, stellt evtl. Kontrollfragen und lobt an der richtigen Stelle. Vorausgesetzt wird hier die Fähigkeit des Ausbilders eine passive Rolle einzunehmen. Macht der Azubi einen Fehler, ist dies das sicherste Zeichen, dass er eine Lernerfahrung machen kann. Also ruhig Blut und nur eingreifen, wenn es auch wirklich notwendig ist.

Methodik: Lernen am Modell oder Beobachtungslernen

Ausbildungsmittel: Werkzeuge, Skizzen, Messmittel, Stift und Papier, etc.

Begründung: Beim Nachahmen (psychomotorischen Lernbereich und motorischer Lernkanal) wird beim Azubi die Feinmotorik geschult. Trotzdem ist es wichtig, dass eine evtl. fehlerhafte Arbeitsweise sofort korrigiert wird. Schließlich soll der Azubi die Schritte von Anfang an richtig ausführen. Das fördert beispielsweise die Selbstsicherheit bei dem Azubi. Ebenfalls kommt hier das Lernen am Modell von Albert Bandura zur Anwendung.

Viert Stufe: Üben 

Zeit: ca. 4 Minuten

Aktionen: Schließlich wiederholt der Azubi am Ende alle Arbeitsschritte nochmal selbstständig. Immerhin gilt hier der Spruch „Übung macht den Meister“. Demzufolge übt der Azubi alleine und ohne Hilfe des Ausbilders und festigt somit die neue Fertigkeit. Am Ende kontrolliert der Ausbilder das Übungsergebnis und reflektiert gemeinsam mit dem Azubi. „Was hat gut geklappt? Wo braucht es noch mehr Übung?“. Die Lernzielkontrolle beinhaltet aber auch den Vergleich mit der Vorgabe und dem anfänglichen Lernziel. Der Ausbilder bedankt sich für die Konzentration des Azubis und lobt dessen Arbeit authentisch, weist auf nächste Lerneinheiten und die Eintragung ins Berichtsheft, bzw. Ausbildungsnachweis hin.

Methodik: Lernen durch Wiederholung

Ausbildungsmittel: Werkzeuge, Skizzen, Messmittel, Stift und Papier, etc.

Begründung: Durch das selbständige Üben des Azubis wird das Gelernte wiederholt und gefestigt. Schließlich fördert das die Selbstständigkeit beim Azubi und motiviert obendrein, es alleine und ohne fremde Hilfe geschafft zu haben. Durch eine transparente Lernzielkontrolle, durch Vergleich oder Nachweis der erfolgreichen Handlung, kann auch der Azubi seinen Lernerfolg gut nachvollziehen. Übrigens ist das Führen des Ausbildungsnachweises gesetzlich vorgeschrieben und ist Zulassungskriterium für die Abschlussprüfung.

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